Die ca. 6.700 Inseln und Schären der finnischen Provinz Åland sind mit einer weitgehenden Autonomie ausgestattet. Dazu zählt z.B. die eigene Amtsprache, welche Schwedisch ist, was ich, mit meinen kläglichen Schwedischkenntnissen, natürlich gut finde, weil ich während meiner Aufenthalte in Finnland schnell merken musste, dass die Sprache nicht mit den germanischen Sprachen der anderen nordischen Länder kompatibel ist. Wenn das Gegenüber in Norwegen, Schweden oder Dänemark langsam mit einem spricht, so versteht man i.R. doch zumindest den Wortsinn. Aber Finnisch? Nur "Bahnhof"!  In vielen Geschäften auf Åland kann man deshalb auch mit schwedischen Kronen bezahlen, auch wenn auf den Inseln die finnische Währung, der Euro, offizielles Zahlungsmittel ist. Dieser autonome Status geht aus einer Entscheidung des Völkerbundes von 1921 hervor. Aus diesem Status geht auch eine steuerliche Sonderregelung hervor, welche beim Verkehr mit den Åland einen steuerfreien Einkauf ermöglicht, weswegen alle Fährverbindungen zwischen Schweden und Finnland einen Zwischenstopp im Hauptort Mariehamn einlegen, um ihren Kunden einen steuerfreien Einkauf zu ermöglichen. 

Sommerurlaub 2012 Schweden - Åland

Åland / Eckerö

(Bildquelle: Apples APP Karten)

Karte PDF: Visitaland.com

Åland Guide (PDF)

Dieser Besonderheit verdankt die Eckerö-Linjen wahrscheinlich ihre Existenz, denn die meisten Passagiere, die mit Reedereieigenen Buslinien über hunderte von Kilometern angekarrt werden, buchen nur ein Tagesticket mit Hin- und Rückfahrt. Viele der Fahrgäste verlassen die Fähre mit einem Trolley voller Bierpaletten (Tray) im Schlepptau.

Dank des autonomen Status haben die Åländer ein eigenes Autokennzeichen.

Der erste Blick auf den Fähranleger in Berghamn auf der Insel Eckerö.

Neben dem Fähranleger ist alte Post- und Zollgebäude(schwed.), dass auffälligste Gebäude, welches man von der Fähre aus sieht. Heute ist hier ein Museum beheimatet. Das Gebäude wurde noch zur Zarenzeit gebaut, als Finnland noch zu Russland gehörte. Das prächtige Gebäude sollte den Reisenden aus Schweden die Übermacht Russlands zeigen.

Vom Post- und Zollgebäude aus hat man den besten Blick auf das Fährschiff „MS Eckerö".

Unweit des Post- und Zollgebäudes ist der Anleger des Grenzschutzbootes. Das schwedische Wort für Grenzschutz prangt am Boot, wahrscheinlich um Touristen diesen Zungenbrecher üben zu lassen.

Hier ist außerdem eine der sechs Stationen der Åland Sjöräddnigssällskap, der Seerettungsgesellschaft.

Storby

Von hier an erkundetet ich die nähere Umgebung und gelang zum kleinen Hafenanleger des Grenzschutzes und der Seerettung. Nach kurzem Rundgang und lesen der Parkverbotsschilder (ich hätte gerne dort übernachtet) fuhr ich weiter zum Hauptort der Insel, dem Ort Storby. Hier versuchte ich in den einzigen beiden Läden an der Hauptkreuzung eine Straßenkarte von Åland oder der Insel Eckerö zu kaufen. Die freundlichen Verkäufer konnten mir aber nichts dergleichen anbieten. Ich war also auf mein Navi und den Karten in den Prospekten der Fährgesellschaft angewiesen. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass diese Karten auch völlig Ausreichend sind, sofern man, wie ich, über eine Lesebrille verfügt, denn die Karten haben einen ziemlich kleinen Maßstab.

Auf dem Parkplatz des ersten Ladens stand dieses interessante Fahrzeug. Von vorne gesehen könnte es ein Lieferwagen oder Camper sein, von hinten erkennt man, dass der Besitzer den Kastenwagen zu einem Pferdetransporter umgebaut hat. Mir stellte sich hier die Frage, ob es auf Åland einen TÜV gibt.

Ich erkundete zuerst einmal die nähere Umgebung von Storby um einen geeigneten Übernachtungsplatz zu finden. Ich startete die Suche indem ich an der Hauptkreuzung nach Norden, Richtung Käringsund, abbog

Nach einem Kilometer entdeckte ich ein Feuerwehrmuseum, welches aber leider geschlossen war.

Einige hundert Meter weiter durchfuhr ich den Ort Käringsund, der aber nur aus Campingplätzen zu bestehen scheint. Ich fuhr weiter und überquerte die Brücke zur Insel Mellanön. Die Piste scheint aber auch nur zu diversen Ferienhäusern zu führen, bis man ein Schild erreicht, dass darauf hinweist, das der Rest des Weges, zu den Inseln Långön und Västerön, eine Privatstrasse ist. Ich drehte also um und fuhr wieder zurück nach Storby.

Skeppsvik 

Weil ich nördlich von Storby keine geeignete Übernachtungsmöglichkeit fand, versuchte ich es im Süden der Insel. Nach ca. vier Kilometern bog ich in dem kleinem Ort Torp nach links ab und folgte der Beschilderung nach Skeppsvik. Diese Straße endet mit einem Wendeplatz an einem Schiffsanleger. Ich parkte meinem Camper auf dem schmalen, Gras bewachsenen, Streifen zwischen Wendeplatz und Ufer. Neben einer schönen Aussicht auf die Bucht, besuchten mich während des Kochens eine Reihe von Oldtimern amerikanischer Bauart. Ich vermutete, dass sie zum Verein der "Oldtime Cruisers" gehörten.

Die Ausfahrt der "Oldtime Cruisers" musste vor meiner "Haustür" wenden.

Eine Haubentaucherfamilie kreuzte vor mir in der Bucht.

Auf der anderen Seite des Anlegers konnte ich Familie Höckerschwan beobachten.

Degersand

In Degersand, ganz im Süden von Eckerö, gibt es einen der wenigen Sandstränd des Inselarchipels. Direkt am Strand liegt der Degersandcampingplatz.

Man, was haben die Finnen für einen Schlüpperverbrauch.

Toller Strand. Ich blieb den ganzen Nachmittag hier.

Kyrkoby

Fährt man von Storby die Straße Nr. 1 etwa drei Kilometer weiter östlich und biegt dann nach rechts Richtung Kyrkoby ab, gelangt man zum ältesten Gebäude der Insel. Die Eckerö Kirche St. Lars (schwed.) aus dem 12.Jh..Im Reiseführer als festungsähnlich beschrieben, fuhr ich natürlich dorthin. Außer der Steinmauer entdeckte ich allerdings nichts, was mich an einer Festung erinnern könnte. Dennoch lohnt der Abstecher zu dieser alten Steinkirche. 
Interessant ist z.B. die hölzerne Madona aus dem 13. JH., der Altar von 1876 wurde gemalt von Bernhard Reinhold und die alten Wandmalereien, die vermutlich genauso alt sind wie die Kirche selbst. 

Der Altar, gemalt 1876 von Bernhard Reinhold.

Die alten Wandmalereien wurden bei der letzten Restaurierung freigelegt und stammen vermutlich, wie die Kirche, aus dem 13. Jh..

Bergö

Ich fuhr die Straße 1 weiter Richtung Mariehamn, dem Hauptort der Ålandinseln. Weil es schon später Nachmittag war durchfuhr ich die Stadt und folgte der Straße weiter nach Süden bis zur Insel Bergö. Hier wollte ich mich nach einer Übernachtungsmöglichkeit umsehen. Was sich als schwierig erweiste, denn die nahe Stadt macht die Insel zum beliebten Wohnort. Die Straße endet an einem Sportboothafen, an dem ich mich ein wenig umschaute. Und was ich dort im Hafenbecken sah, war sehr Interessant. Im Wasser schwammen hunderte von Fischen, was alleine schon Interessant anzusehen ist. Was ich aber bei genauerem Hinsehen entdeckte, erstaunte mich. Hier war eine Putzerstation. Die großen Fische ließen sich von kleinen Fischen säubern, sprich von Parasiten befreien. Bis dahin dachte ich immer, dass es so was nur in den warmen südlichen Meeren geben würde. Die großen Fische, die geputzt werden möchten, kommen aus den tieferen Wasser nach oben und stellen sich senkrecht. Dies ist das Zeichen für die Putzerfische, dass ihnen keine Gefahr droht und der Größe gerne von Parasiten befreit werden möchte.

Der kleine Hafen von Bergö. Klein, aber Hochinteressant, …

…wegen seiner Putzerstation im Hafenbecken von Bergö.

Im östlichen Teil der Insel fand ich dann doch noch einen Übernachtungsplatz direkt am Meer.

Übernachtungsplatz ohne Fliegen und Mücken...

…und das direkt am Wasser.

Mariehamn / Hauptort

(Stadtplan: visitaland.com)

Am nächsten Morgen fuhr ich dann nach Mariehamn, der Hautstadt des autonomen Archipels. Sie liegt auf der Hauptinsel Fasta Åland und bildet eine von drei Verwaltungsgemeinschaften Ålands. Mariehamn ist schwedischsprachig und hat etwas mehr als 11.300Einwohner. Es ist Sitz des Lagtinget (das Lagting, früher Landsting), dem Parlament der autonomen Provinz Åland. Benannt wurde Mariehamn („Mariahafen“) nach Maria Alexandrowna, der Gemahlin des Zaren Alexander II., der 1861 die Stadt gründete, als Finnland und Åland zum Russischen Kaiserreich gehörten. Wer, wie ich, nicht zu Fußß die Stadt erkunden möchte, kann die kostenlosen städtischen Busse nutzen.

Von der letzten Brücke vor Mariehamn aus, konnte ich dieses idyllische Bild einfangen.

Im Südwesten der Stadt befindet sich der Fischereihafen.

Nördlich des Fischereihafens folgt der, für diese kleine Insel, überdimensionierte wirkende Fährhafen mir seinen Terminals. Weil aber alle Fährverbindungen zwischen Schweden und Finnland hier Halt machen. Die Attraktivität des Hafens beruht auf der Abgabenfreiheit auf verschiedene Produkte, da Åland zollrechtlich gesehen außerhalb der gemeinsamen EU-Zollzone liegt, und daher bestimmte Güter duty-free auf den Inseln und an Board verkauft werden können.

Nördlich des Fährhafens liegt der Frachtsegler "Pommern" verankert. Das Museumsschiff gilt als einzig erhaltene Viermastbark im Originalzustand, auch unter Deck. Seine letzte Fahrt endete im August 1939. Da war sie der letzte fahrende Frachtsegler der Welt. 1945 wurde sie zum letzten Mal als Frachtschiff genutzt. 

„Der Mann am Steuer“ von Emil Cedercreutz (1936)

Unterhalb des Schifffahrtsmuseums steht die Statue „Der Mann am Steuer“. Die Statue wurde zu Ehren der åländischen Seefahrer, die auf dem Meer ihr Leben verloren haben, errichtet. (Quelle: www.visitaland.com)

Mit einer Ladung Getreide wurde das Schiff von Stockholm zum finnischen Åbo (Turku) geschleppt. 1953 schenkten die Erben des letzten Besitzers, dem finnischen Großreeder Gustaf Erikson, das Schiff seiner Heimatstadt. Das Museumsschiff gehört heute zum Schifffahrtsmuseum, welches sich direkt am Westhafen befindet.

Nördlich des Fährhafen liegt am Westhafen der ...

...Frachtsegler "Pommern" verankert.

Daran schließt sich der Gäste- und Yachthafen an.

Schon wegen der schwarzen Farbe dachte ich sofort, dass es sich um ein russisches Boot handeln müsste. Ich sollte Recht behalten.

Gegenüber des Westhafens stehen diese schmucken Häuser.

Ganz im Norden des Westhafens befindet sich der Industriehafen. Hier läuft das Forschungsschiff "Aranda" ein

Weiter ging es Landeinwärts.

Auf Höhe des Gästehafens entdeckte ich dieses Schild. Selbst bei Google fand ich keine Infos darüber. ...

... Direkt übersetzt heißt es "Lindenkrater" und "Traum". Ich glaube es verweist auf ein Hochland auf dem nördlichen Mars.

Ich fuhr mit meinem Auto weiter zur Innenstadt, wo ich einen kostenlosen Parkplatz neben der Post fand. Von dort schlenderte ich durch die kleine Fußgängerzone.

Die Fußgängerzone "Torggatan" von Mariehamn besteht...

...eigentlich nur aus einer Strasse und wenigen Abzweigungen.

Anschließend fuhr ich zum Seefahrtsviertel (Sjöfartskvarteret) im Osthafen (Österhamn), der neben einen weiteren Gästehafen (schwed.) auch noch weitere Attraktionen, wie den Badestrand "Lilla Holmen" und das Badehaus "Mariebad" (schwed.) zu bieten hat. Mich zog es aber zum historischen Teil mit seinen alten roten Hütten und Schuppen, die u.a. eine Werft, eine alte Schmiede, Räucherei mir Restaurant, sowie das Boots- und Schiffsbaumuseum beherbergen. Hier wurden u.a. die beiden Schiffe "Albanus" und "Linden" nachgebaut (siehe unten). Außerdem gibt es noch die Schmuckschmiede Guldviva und das Handwerkshaus "Salt" (schwed.)

Räucherei und Restaurant im Seefahrtsviertel

Entlang der 300 Meter langen Mole...

...gibt es viel Altes...

...aus der Seefahrtsgeschichte...

...zu sehen.

Am Ende der Mole...

 ...steht die kleine Seefahrerkapelle.

Außerhalb der Mole fahren alte Holzboote und ... Surfer.

Kurz vor der Kapelle brütete ein Seeschwalbenpärchen auf der Mole. Ich nahm mir eine Stund Zeit, um gute Bilder und Videos von der Fütterung des Kückens zu machen. Häufig brüten diese Vögel in Kolonien. Hier brüteten sie alleine und direkt neben dem Fußweg. Hätten die Eltern nicht versucht mich mit Scheinangriffen zu vertreiben, wäre ich nie auf die Idee gekommen nach dem Kücken, oder überhaupt irgendwelchen Kreaturen, zwischen den Steinen, zu suchen. So aber legte ich mich auf die Lauer.

Direkt neben dem Fußweg brütet ein Pärchen Seeschwalben. Das Kücken versteckte sich zwischen den Steinen. Weibchen und Männchen lassen sich für einen Laien wie mich nicht Unterscheiden. Wer hier also mit Fischfutter auf eine Anflugsmöglichkeit wartet, kann ich nicht sagen.

Ich nahm mir die Zeit Eltern beim füttern ihres Nachwuchses zu beobachten, auch wenn dies durch die vielen herumlaufenden Touris eine echte Nervenprobe war.

Sobald alle Touris weg waren ging es mit der Fütterung weiter. Die Futterübergabe geschieht dabei im Flug.

Ich gab dem Kücken den Namen „Freddy“. Die Fischübergabe der Elternvögel konnte ich auch als Film festhalten

Hier im Seefahrtsviertel wurde sowohl der Dreimast-Gaffelschoner "Linden",...

... gebaut, wie auch die "Albanus".

Die "Linden" ist ein Nachbau von 1993 eines Frachtseglers von 1920, der zwischen den Ålandinseln und England verkehrte. Heute ist es ein segelndes Passagierschiff.

Eine junge Sturmmöwe ruht sich am Kai aus.

Hier liegt auch die Galeasse "Albanus"(schwed.). Das Schiff ist ein Nachbau traditioneller åländischer Frachtsegler. Gebaut wurde es 1988 nach einem Vorbild von 1904. Es wurde ausschließlich aus Ålandkiefern gefertigt. Es gehört dem Verein "Skeppsföreningen Albanus r.f"  Der Verein bietet Fahrten in die Schären von Åland und Turku an. 

Die Albanus segelt hauptsächlich mit Jugendlichen, jedoch kann man das Schiff auch für private Zwecke buchen wie z.B. Familientreffen, Geburtstage und Hochzeiten oder kulturelle Veranstaltungen.

Quelle::visitaland.com

Ein letzter Blick auf den alten Hafen, dann ging es weiter in den Hantverksladen zum shopen.

Viele tolle Bilder bei Elchontour.de

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